Fehlgeburt und jetzt? Welche Möglichkeiten es nun gibt.

Es passiert immer und immer wieder, jeden Tag aufs Neue: Frauen verlieren ihr Baby.
Egal, ob biochemische Schwangerschaft, Windei oder verhaltene Fehlgeburt.
Aber was dann, welche Möglichkeiten und auch Rechte habe ich als betroffene Frau?

Obwohl jede 3. Frau betroffen ist, ist das Thema Fehlgeburt nach wie vor ein großes Tabu, welches meistens jede Frau still und heimlich für sich alleine erträgt und ausmacht. Denn man spricht ja erst nach der 12. Woche von seiner Schwangerschaft, nicht das noch jemand mitbekommt, dass man ein Baby verliert, oder?

Es handelt sich bei den nachfolgenden Aufführungen um persönliche Erfahrungen und Empfehlungen. Ärztliche Diagnosen und Therapiempfehlungen können hierdurch nicht ersetzt werden.
Bitte wende dich jederzeit an deinen Arzt oder deine Ärztin.

Diagnose: Biochemische Schwangerschaft

Bei einer biochemischen Schwangerschaft setzt eine Blutung meist sehr zeitnah nach dem positiven Schwangerschaftstest ein. Ohne einen positiven Test in der Hand, könnte man auch von einer verspäteten jedoch stärkeren Regelblutung ausgehen. Es handelt sich somit um einen sehr frühen Schwangerschaftsverlust, der sich bereits kurz nach der Einnistung ereignet. Für die schwangere Frau ist es jedoch vollkommen irrelevant, ob es sich um einen frühen Verlust handelt. Sie hat ihr Baby verloren, welches sie sich eventuell schon sehr lange gewünscht hat und worauf sie sich seit dem positiven Test gefreut hat. Denn in der Vorstellung einer werdenden Mama, beginnt das Leben mit dem Baby meist bereits ab positivem Test. Der Geburtstermin wird berechnet, die Jahreszeit wird bestimmt, man studiert bereits das Sternzeichen des kleinen Wunders und überlegt, welche Kleidung den Temperaturen angemessen sein wird.

Eine biochemische Schwangerschaft ist leider keine Seltenheit und kommt bei ca. 50% aller Schwangerschaften sowie 75% aller Fehlgeburten vor. Wenn nicht vorzeitig mit einem Frühtest bereits auf eine mögliche Schwangerschaft getestet wird, bleibt sie oft sogar unentdeckt. Es gibt verschiedene Ursachen, die für eine biochemische Schwangerschaft verantwortlich sein könnten. Dazu gehören Hormonstörungen, Gebärmutteranomalien, akute Infektionen, Schilddrüsenerkrankungen oder auch Gerinnungsstörungen. Sollte es gehäuft zu biochemischen Schwangerschaften kommen, könnte es sinnvoll sein, mögliche Ursachen zu untersuchen. Zudem ist es äußerst empfehlenswert mindestens 3 Monate vor der aktiven „Übungsphase“ bereits Folsäurepräparate einzunehmen, um eine intakte Schwangerschaft zu unterstützen. Hier gibt es ganz verschiedene Präparate von teureren Marktführern wie Femibion* über günstigere Drogerieartikel von Tetesept wie FemiBaby*. Ich selbst habe mich für Femibion entschieden.

Eine biochemische Schwangerschaft benötigt im Normalfall keine explizite Behandlung, sondern geht von alleine wieder mit der nächsten Regelblutung ab. Manchmal kann es dennoch sinnvoll sein, einen Gynäkologen aufzusuchen, insbesondere wenn man sich nicht sicher ist, ob es sich auch um eine Einnistungsblutung oder Zwischenblutung handeln könnte. Der Gynäkologe kann dies mit einem Bluttest überprüfen. Es gibt zudem keinerlei Empfehlungen über Wartezeiten nach einer biochemischen Schwangerschaft. Das heißt, man kann direkt im nächsten Zyklus erneut schwanger werden. Sollte sich der Zyklus durch eine verspätete Blutung jedoch verschieben, kann ein Ovaluationstest* zur Bestimmung der fruchtbaren Tage sinnvoll sein. Hier habe ich mich zunächst für günstige Test von Amazon entschieden und bin dann später auf den Fertalitätsmonitor von Clearblue* umgestiegen.

Diagnose: Windei

Bei der Diagnose Windei sieht der Hergang ein wenig anders aus. Auch hier ist der Schwangerschaftstest positiv, es setzt jedoch in vielen Fällen keine zeitnahe Blutung ein. Im Gegenteil, die werdenden Eltern gehen zunächst von einer intakten Schwangerschaft aus, bis der erste Ultraschalltermin ansteht und eine Fruchthöhle, jedoch kein Embryo zu sehen ist. Ein solcher Ultraschall erfolgt in der Regel um die 6. oder 7. Schwangerschaftswoche herum, es sei denn es sprechen Gründe wie Schmerzen, Blutungen oder vorherige Schwangerschaftskomplikationen für vorzeitige Termine. Es kann jedoch wie bei der biochemischen Schwangerschaft auch vorkommen, dass das Windei unbemerkt mit einer verspätet einsetzenden Blutung abgeht.

Bei einem Windei handelt es sich um eine fehlerhafte Fruchtanlage ohne Embryo. Der Körper geht jedoch zunächst selbst von einer intakten Schwangerschaft aus und entwickelt sowohl Hormone als auch typische Schangerschaftssymptome wie Schwindel, Übelkeit oder Erschöpfung. Es ist die früheste Form einer verhaltenen Fehlgeburt bzw. einer Missed Abortion. Stellt der Gynäkologe beim Ultraschall eine leere Fruchthöhle fest, sollte jedoch nicht zu voreilig gehandelt werden. Bei einer intakten Schwangerschaft sollte bis spätestens zur 8. Schwangerschaftswoche ein Embryo mit Herzschlag zu sehen sein. Es kommt jedoch auch immer wieder vor, dass es sich um Eckenhocker (versteckte Embryonen) handelt, die erst zu einem späteren Zeitpunkt im Ultraschall sichtbar werden. Auch hier können Bluttests (einer alleine reicht nicht aus) hilfreich sein, um einen Abfall oder Anstieg des Schwangerschaftshormons HCG zu ermitteln.

Bestätigt sich die Diagnose eines Windeis jedoch, hat man verschiedene Möglichkeiten damit umzugehen (siehe nächsten Abschnitt). Viele Ärzte raten jedoch leider nach wie vor gerne sehr voreilig zu einer Curettage bzw. Ausschabung, obwohl dies in der Regel gar nicht notwendig und nur bei Komplikationen erforderlich ist.

Diagnose: Verhaltene Fehlgeburt oder auch Missed Abortion

Bei der verhaltenen Fehlgeburt bzw. der Missed Abortion handelt es sich um eine späte Form eines frühen Schwangerschaftsabgangs, ohne Symptome wie Unterleibsschmerzen oder einsetzende Blutungen. Meist wird bei einer Routine-Ultraschalluntersuchung zwischen der 8. und 10. Schwangerschaftswoche festgestellt, dass der Embryo noch keinen oder keinen Herzschlag mehr aufweist. Dies ist für die meisten werdenden Eltern ein Schockmoment. Man geht schwanger und in freudiger Erwartung, sein Baby im Ultraschall zu sehen, zum Routine-Ultraschall und verlässt als „nicht mehr schwangere“ wieder die Praxis. Wichtig ist das Wissen darüber, dass man in diesem Ausnahmezustand Zeit hat und es eben nicht entscheidend ist, dass sofort eine Curretage gemacht wird und man am besten direkt eine Überweisung ausgehändigt bekommt. Im Gegenteil, man kann erst einmal die unerwartete Schock-Nachricht sacken lassen, nach Hause fahren oder sich fahren lassen und mit seinem Partner, seiner Partnerin oder anderen nahestehenden Personen sprechen.

Egal ob Windei oder verhaltene Fehlgeburt bzw. Missed Abortion, du hast die Wahl, wie es nun weitergehen soll und nur du kannst über dich und deinen Körper entscheiden. Was fühlt sich für dich richtig an?

Variante 1: Einfach Abwarten, bis die Gebärmutter die Fruchtanlage mit der nächsten anstehenden Blutung von alleine ausscheidet. Dies kann schnell gehen, es kann jedoch auch zwischen 4, 8 oder 12 Wochen dauern und orientiert sich meist an dem nächsten anstehenden Zyklus. Ein solches Vorgehen kann ärztlicherseits durch Kontrolluntersuchungen begleitet werden. Mögliche Komplikationen oder gefürchtete Infektionen sind sehr unwahrscheinlich und in der Regel schafft der Körper diesen Vorgang ganz wunderbar ohne Einwirkungen von außen. Natürliche Unterstützung können Himbeerblättertee* oder Hirtentäschelkraut* (Tee) sein, auch gibt es spezielle Nestreinigungstees*, um die Gebärmutter zu unterstützen. Mir hat der Tee aus Hirtentäschelkraut am besten geholfen. Diesen bekommt man in Apotheken, jedoch muss er oft erst bestellt werden.

Variante 2: Wer nicht so lange warten möchte oder kann oder auch einfach ein Gefühl von Kontrolle darüber, wann es passiert erleben möchte, der kann einen medikamentösen Abgang wählen. Hierzu erhält man von seinem Gynäkologen Tabletten, die man sowohl oral als auch vaginal einnehmen kann. In der Regel handelt es sich hierbei um das Offset-Medikament Cytotec mit dem Wirkstoff Misoprostol (Prostaglandin Derivat), welches unter anderem auch zur Geburtseinleitung bei intakten Schwangerschaften genutzt wird. Es kommt jedoch leider nicht selten vor, dass Ärzte der Meinung sind, dass eine Curettage besser oder sinnvoller wäre und einen medikamentösen Abgang nicht unterstützen wollen. Auch kann es sein, dass sich ein Arzt schlichtweg nicht mit medikamentös unterstützten Abgängen auskennt und aus Gewohnheit zur Curretage rät. So oder so ist es beachtlich wenn nicht gar bedenklich, wie unterschiedlich ein medikamentöser Abgang in Dosierung und Art empfohlen wird. Man könnte doch annehmen, dass es hierfür eigentlich einheitliche Regelungen geben sollte.

Ich selbst habe mich letztlich für einen medikamentösen Abgang entschieden und hierzu 4 Cytotek Tabletten erhalten, welche ich in einem Abstand von 8 Stunden vaginal eingenommen habe. Hierzu habe ich mich entschieden, um die Wirkung lokal begrenzt zu halten und mögliche Nebenwirkungen zu reduzieren. Nebenwirkungen können starke Schmerzen, schwere Blutungen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Kreislaufbeschwerden bis hin zu Ohnmacht sein. Sollten Symptome zu stark werden oder ein allgemeines Unwohlsein auftreten, sollte man sich immer an eine Klinik wenden oder sogar einen Rettungswagen anrufen. Auch sollte man nicht zögern, Schmerzmittel oder krampflösende Medikamente wie Buscopan rechtzeitig einzunehmen. Die Geburtseinleitung verlief bei mir recht zügig. Von der ersten Tablette bis zur kleinen Geburt vergingen gerade einmal 10 Stunden. Auch die Nebenwirkungen hielten sich bei mir in Grenzen, neben wehenartigen Unterleibsschmerzen (mit Schmerzmitteln jedoch gut auszuhalten), traten Durchfälle und stärkerer gewebehaltige Blutungen auf.

Ich empfand es über den gesamten Verlauf der kleinen Geburt mehr als fragwürdig, dass eine Frau bei einem solchen Vorgang alleingelassen wird. Zum Glück stand mir zwar mein Mann zur Seite, jedoch hatten wir beide ja keine Ahnung, was nun genau wann passiert und ob das richtig so ist. Ganz zu schweigen davon, dass es sich um einen höchst emotionalen Kraftakt handelt. Zu dem Zeitpunkt wusste ich leider nicht, dass es Hebammen gibt, die kleine Geburten zu Hause begleiten und man sogar einen gesetzlichen Anspruch auf eine Hebammenbegleitung nach einer Fehlgeburt hat, welche von der Krankenkasse übernommen wird. Was mir zu dem Zeitpunkt leider auch nicht in den Sinn kam, ist, dass man ein Küchensieb nutzen kann, um den Embryo auf der Toilette aufzufangen, insofern man dies möchte. Dies erspart einem später ein fischen in der Toilette oder auch ein Auffangen durch Vorhalten von Toilettenpapier oder Binden.

Leider hat man neben dem Recht auf eine Hebammenbetreuung bei oder nach Fehlgeburt, jedoch keine üblichen Mutterschutzrechte, wie eine reguläre Auszeit. Sollte die Fehlgeburt erst nach der 12. Schwangerschaftswoche auftreten, hat man immerhin einen besonderen Kündigungsschutz (4 Monate nach Fehlgeburt). Hierzu muss der Arbeitgeber jedoch von der Schwangerschaft bzw. der Fehlgeburt in Kenntnis gesetzt werden. Sollte man sich körperlich und/oder mental nach einer Fehlgeburt nicht in der Lage fühlen, zu arbeiten, hat man leider nur die Wahl, sich krankschreiben zu lassen.

Entscheidet man sich für Variante 1 oder 2 ist es wichtig, dass der weitere Verlauf gynäkologisch durch Ultraschall- und Blutuntersuchungen begleitet wird. Es muss sichergestellt werden, dass das gesamte Gewebe ausgeschieden wurde und das HCG wieder auf 0 absinkt. Nur dann ist eine erneute Schwangerschaft möglich und Infektionen können ausgeschlossen werden. Es gibt nach wie vor Ärzte oder auch Hebammen, die dazu raten, nach einer Fehlgeburt 3 Monate bis zu einer erneuten Schwangerschaft zu warten. Dieser Rat ist jedoch aus medizinischer Sicht schon lange überholt, es sei denn es sprechen individuelle medizinische Gründe dagegen. Man rät heutzutage sogar eher dazu, es zeitnah erneut zu probieren. Die Wahrscheinlichkeit schnell wieder schwanger zu werden ist nach einer erlebten Fehlgeburt sehr hoch und das Risiko einer erneuten Fehlgeburt eher niedrig. Demnach kann man theoretisch direkt im Folgezyklus unbedenklich wieder schwanger werden. Mir persönlich hat mein Bauchgefühl jedoch geraten, einen Zyklus abzuwarten und es dann erneut zu probieren. Wir hatten Erfolg damit! So oder so ist entscheidend, wann man sich mental wieder in der Lage fühlt einen erneuten Versuch zu wagen. Das kann von Frau zu Frau sehr unterschiedlich sein.

Variante 3: Neben dem Abwarten und der medikamentösen Einleitung kann man sich auch für die klassische Curretage bzw. Ausschabung entscheiden. Vorteile sind, dass man einen festen Termin hat und dieser auch meist sehr zeitnah liegt. Dies kann besonders für die Psyche sehr entlastend sein. Eine Curettage ist ein ca. 15 minütiger Routineeingriff, erfolgt ambulant unter leichter Vollnarkose und ist sehr risikoarm. Nachblutungen sollten durch den noch geöffneten Muttermund mit Binden und nicht mit Tampons aufgefangen werden. Auch auf Sauna, Schwimmbad und Geschlechtsverkehr sollte während der Nachblutungen verzichtet werden, um mögliche Infektionen auszuschließen. Die folgende Regelblutung setzt nach ca. 4 bis 8 Wochen wieder ein. Auch nach einer Curretage kann man theoretisch direkt wieder schwanger werden, es ist jedoch empfehlenswert, mindestens einen Zyklus abzuwarten, um der Gebärmutter die nötige Erholung nach dem externen Eingriff zu ermöglichen.

In seltenen Fällen kann es jedoch trotz routinemäßigem Eingriff auch zu Gebärmutterverletzungen kommen, die zu Komplikationen bei Folgeschwangerschaften führen können oder das Fehlgeburtenrisiko erhöhen. Aus diesem Grund habe ich mich gegen eine Curettage entschieden bzw. hätte sie nur, wenn medizinisch notwendig, durchführen lassen. Dies wäre der Fall, wenn beim Abwarten oder nach dem medikamentösen Abgang Gewebereste zurückbleiben und man Fieber bzw. Entzündungen entwickelt.

Ein Vorteil ist, dass das embryonale Gewebe nach einer Curretage problemlos untersucht werden kann. Weitergehende Untersuchungen, wie genetische Tests werden jedoch standardmäßig erst nach der 3. Fehlgeburt durchgeführt. Man kann allerdings auch bei Variante 1 und 2 den Embryo auffangen und zur Untersuchung geben. Hierzu muss man sich jedoch selbst im Vorfeld informieren, ob dies in einer Klinik oder einem Labor vor Ort möglich ist und unter welchen Bedingungen.

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